Thursday, May 10, 2012

18th century 'fingertipless' gloves?


Ich kann mir keinen rechten Reim auf dieses wundervolle Pastellgemälde von Jean Marc Nattier machen, welches Louise Geneviève Le Blond, die Frau des Komponisten Joseph-Nicolas Pancrace Royer darstellt. Die Maske in der rechten Hand der Dame deutet recht unzweideutig auf eine Art Kostümierung hin, eventuell war Madame gerade dabei, zu einem Maskenball aufzubrechen. Am interessantesten unter den vielen Details finde ich jedoch die Handschuhe, die jeweils die Fingerspitzen unbedeckt lassen. Das sehe ich heute zum erstenmal. Daher stellt sich mir die Frage: War das eine kurzweilige Mode oder gehörte diese Handschuh-Variante sogar zur "Verkleidung" und fand keinen Gebrauch im Alltag? Letzteres kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Beim näheren Betrachten stellt sich zudem der Eindruck ein, die offenen Spitzen gebe es nur an der rechten Hand. An der linken Hand sieht der Handschuh am sichtbaren Zeigefinger geschlossen aus. Könnte es eine spezielle Handbekleidung zum Musikmachen sein? Oder zumindest für eine Tätigkeit, die nur die rechte Hand beansprucht (im Rahmen eines Maskenballs?)
Fragen über Fragen, auf die vielleicht jemand eine Antwort hat? Über Hinweise freue ich mich natürlich sehr!

 I don't know what to make of these gloves on this wonderful pastel painting by Jean Marc Nattier. It depicts Louise Geneviève Le Blond, wife of the french componist Joseph-Nicolas Pancrace Royer. She obviously is dressing up for a masked ball or some kind of masquerading. I haven't seen such fingetipless gloves before and I'm wondering if they were part of the masquerade or simply worn out or what other purpose they could have had. On the other hand I'm not completely familiar with all the costume-relevant portraits out there...
Also it seems as if only the right hand has opened fingertips while the left looks completely covered. 
So were they used for music making, maybe? Or any other purpose that mainly required the use of the right hand in a rather delicate manner? I have no idea... and will be happy about any suggestions!


9 comments:

  1. Sehr interessant.
    Ich weiß zwar keine Antwort, jedoch muss ich sagen, dass du mich nun sehr neugierig gemacht hast.
    Hoffendlich weiß jemand was es mit den Handschuhen auf sich hat.

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  2. Huch, das ist mir jetzt auch noch nie aufgefallen!

    Das Einzige was mir in der Richtung gerade einfiel, war dass ich in einem Buch über Handschuhe las, dass im späten 19.Jh. die Bräute an ihren oberarmlangen Handschuhen den Ringfinger abschnitten und dann nur überstülpten, damit sie während der Hochzeitszeremonie nicht den unglaublich engen langen Handschuh herunterpopeln mussten ;o)

    Ich werd heut abend mal in besagetem Handschuh-Buch nachschlagen, vielleicht steht da ja was dazu drin...

    Falls die Frau ein Streichinstrument spielt, so ergäben die fehlenden Fingerspitzen an der rechten Hand alledings wenig Sinn... (jeseidenn er hat sie spiegelverkehrt gemalt) und bei einem Zupfinstrument müssten sie an beiden Handschuhen fehlen.

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  3. wenn die dame linkshänderin gewesen ist hätts aber aber trotzdem ein streichinstrument sein können ...
    eine andere logische Erklärung kenn ich jetzt auch nicht ... ist aber auf jeden Fall ein interessantes Detail

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  4. Ich habe gestern auch überlegt, was für ein Musikinstrument es im Zweifelsfall sein könnte und da fiel mir nur eine Art Gitarre ein, die man nur mit der rechten Hand zupft, während mit der Linken lediglich 'gepresst' wird. Aber ich halte das auch nicht für besonders plausibel.

    Ich könnte mir ansonsten noch vorstellen, dass diese Handschuhe doch einen konkreten Bezug zur Verkleidung haben, um beispielsweise das Halten der Maske zu erleichtern. Diese scheint ja nur mit der Hand direkt gehalten zu werden, ohne Stab o.ä. Eventuell war das mit geschlossenen Handschuhen vielleicht zu 'rutschig' bzw. nicht griffig genug. Überzeugt bin ich davon aber auch nicht.

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  5. So, ich habe nachgelesen und sofort des Rätsels Lösung gefunden :)

    Zitiert aus "Gloves" von Valerie Cumming

    "... However, as anyone who has tried to handle fine items while wearing gloves knows there is a considerable loss of tactile sense even when wearing the lightest ones. Not that every sort of activity during walking hours was carried out wearing gloves. At the dinner table gloves were removed, as we can tell by the remarks in Samuel Richardson's novel Pamela, written in 1740, when Mrs. B. says, "Let us go in to dinner, come my young lady, shall i help you off with your white gloves."
    A novel, although rather curious solution to this problem is found in the fashion for gloves with open fingertips. A reference in 1740 to "fine white thread gloves that are open-fingered" can be matched by the later illustrations to the entry in Diderot's Encyclopédie. These illustrations show the basic construction of woman's gloves and mittens in the eighteenth century, and include a pair of gloves with open fingertips, though in this instance they were made of leather."

    Die Stiche aus der Encyclopédie kann man übrigens bei www.gallica.fr finden.

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    1. Super!! Vielen Dank für das Aufstöbern und posten dieser einleuchtenden Erklärung. Ich schau mal in der besagten Gallerie nach den Stichen.
      ❀❀❀

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  6. Easy question! With bare fingertips, she doesn't have to remove her gloves to use her iPhone! ;) xo

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    1. LoL :D Yes, well now that you mentioned it, it's so obvious!

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  7. Ich habe dir einen Blog Award verpasst !
    Schau mal auf meinem Blog vorbei !

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